29.05.2017 │ Beteiligung

Projekt-News

März 2017

Am Sonntag, den 26.03.2017 fand unser zweites Modul zu Demokratie und Teilhabe in Hannover statt.

 

Die türkischstämmigen Jugendlichen werden zunehmend aufgrund der schwierigen diplomatischen Beziehungen zwischen ihrem Herkunftsland und ihrem Geburtsland und der omnipräsenten medialen Darstellung des politischen Systems in der Türkei, verunsichert. Dieses Thema begleitet sie in der Schule, im Alltag, in der Familie und sorgt auch für Konflikte.

Auch sind viele türkischstämmige Jugendliche und Heranwachsende wahlberechtigt hinsichtlich des Referandums in der Türkei.

Im geplanten zweiten Bildungsmodul zum Thema Demokratie im Rahmen von "take part" haben wir uns also mit "Politischer Systemanalyse und demokraticher Streitkultur" beschäftigt. Take Part möchte diese Jugendliche nämlich durch Bildungsarbeit und das Aufzeigen von zivilgesellschaftlichen Mechanismen stets auf dem Boden des Deutschen Grundgesetzes begleiten. Diese Transferleistung vermag bei den Jugendlichen dem Politikwissenschaftler und renommierten Türkeiexperten Dr. Johannes Henrich sehr gut gelingen. Aufgrund seines Wissens über türkische Strukturen und Denkschablonen schafft er es türkische Jugendliche dort wo sie stehen abzuholen und auf den Boden der parlamentarischen Systems in Deutschland zu integrieren. Diese Transferleistung ist dabei von unschätzbarem Wert für das Gelingen der Demokratieseminare.

 

Am Sonntag haben wir über die Antike einen Einstieg gemacht. Dabei wurden die ersten Ideen von politischen Systemen anhand von Aristoteles und Platon dargestellt. Nach einer Begriffsklärung zu Oligarchie, Aristokratie, Monarchie haben wir den Weg in die Französische Revolution gefunden. Dabei wurde diskutiert, inwiefern die Ideen der Aufklärung und Französischen Revolution Europa, aber auch die Türkei bzw. Strömungen im Osmanischen Reich beeinlusst haben. Wir haben die Ideen von Rousseau kennengelernt.

Politische Systemanalyse wäre ohne Max Weber nicht zu denken. Also haben wir seine Modelle von Herrschaftssystemen uns gemeinsam angeschaut. Dabei wurden unterschiede zwischen dem Autoritarismus und Totalitarismus herausgearbeitet. Es wurde sogar diskutiert, inwiefern man tatschlich den türkischen Staatspräsidenten aus fachlicher Perspektive als "Diktator" zu bezeichnen vermag. Die Teilnehmerinnen konnten dies anhand von Kriterien des Totalitarismus überprüfen.

An dieser stelle wurde deutlich, dass die mediale Aufbereitung vieler Themen fachlich nicht immer korrekt sind. Auch wurden Nazi Vergleiche angesprochen, Nazi - Vergleiche verharmlosen die NS Verbrechen, sollen also niemals die Grundlage für eine diplomatische Diskurse werden.

Dann wurden die Unterschiede zwischen einer legalen und legitimen Machtergreifung dargestellt und anhand historischer Beispiele besprochen.

Am Ende der begrifflichen Klärung wurden verschiedene Systeme der Demokratie erklärt. Es wurde unterstrichen, dass wir in einer parlamentarischen reprentativen Demokratie leben. Auch wurde das Präsidialsystem in den USA besprochen. Dabei wurde auch die Bedeutung der Gewaltenteilung für die Demokratie anhand von dem Trump Beispiel in den USA erklärt.

Es wurde eine Umfrage zum politischen Verhalten der Teilnehmer-innen in Deutschland und der Türkei anonym durchgeführt.

Dabei kam u.a. heraus, dass sich die meisten Jugendliche eher für türkische Innenpolitik und deutsche Außenpolitik interessieren. Über 70 % der Teilnehmer-innen werden zwar im Referandum abstimmen. 55% von denen fehlten Argumente warum sie für ja oder nein abstimmen.Diese Ergebnisse wurden in offener Runde analysiert und ne Art Ursachen - Forschung betrieben.

Nach der Pause wurden Gruppen gebildet. Diese durften sich mit den Inhalten der Verfassungsänderung in der Türkei auseinandersetzen. Jede Gruppe sollte für sich Pro und Contra Argumente ausarbeiten und angand der Ergebnisse haben die Jugendlichen sich dann an einer moderierten Diskussion geübt. Hier war es wichtig zu vermitteln, dass man in der Demokatie lernen muss, andere Meinungen sich anzuhören und auszuhalten. Diskussionen zeugen von Qualität wenn sie auf sachlicher Ebene geführt werden. Dies hat allen besonders viel Spaß gemacht.

An dieser stelle ein Dankeschön an die mutigen jungen Teilnehmer-innen, die trotz Androhungen seitens PKK nahen Gruppierungen, die Veranstaltung zu stören, trotzdem an dem Tag den Weg zu uns gefunden haben.

Demokratie braucht Mut und Zivilcourage. Das haben wir jetzt auch gelernt. :-)

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