28.09.2016 │ Beteiligung

Projekt-News

11.09.2016 Ganztagsveranstaltung mit Workshops zu Demokratie

Wir haben uns um 10.00 Uhr morgens getroffen. Nach einem ersten Begrüßungskaffee und der obligatorischen aber immer wieder abwechselreichen Vorstellungsrunde kam Dr. Johannes Henrich eingereist. Er meinte, er habe in letzter Minute von einer langweiligen Präsentation Abstand genommen und wolle mit den Jugendlichen das Thema im Gespräch lernen. Also fing die Fragerunde an, in paar Minuten wurde das Abiturwissen zu Geschichte im Kaiserreich und den Weltkriegen abgerufen. Auch wurde die Demokratieentwicklung in Deutschland anhand von Beispielen und Fragestellungen gemeinsam erörtert und geklärt. Als es um die Demokratieentwicklung in der Türkei ging, hackte es am Präsentwissen. Die Jugendlichen hatten fragmentarisches Wissen zu den Geschehnissen der letzten Jahrzehnte in der Türkei. Es gab mehrere Putsche und Putschversuche, auch wurden politische Parteien oft demokratischen Bewährungsproben ausgesetzt. Dabei wurden die parlamentarischen Systeme in den beiden Ländern dargestellt, die Demokratieentwicklung verfolgt und die verschiedenen politischen Parteien mit ihren Selbstverständnissen dargestellt.

Es wurde deutlich, dass der Demokratisierungsprozess in der Türkei mehrfach in der jüngsten Geschichte zum Erliegen kam. Die politischen Parteien lassen sich durchaus von links bis konservativ einordnen, während es an einer liberalen Kraft ähnlich der FDP in Deutschland fehlt. Auch haben die türkischen Parteien ihre jeweilige Eigendynamik und die Begriffe sozial, links, rechts oder nationalistisch sowie konservativ können im herkömmlichen Gebrauch nicht auf die Parteien in der Türkei übertragen werden. Diese haben ihre eigene historische Entwicklung durchgemacht.

Es wurde im Konsens festgehalten, dass der Wechselwähler der ideale demokratische Wähler ist. Da dieser Strukturen und Programme zu hinterfragen versteht, ferner wurde deutlich, dass Parteivorsitzende abgewählt werden müssen, wenn sie auf hintereinander folgende Wahlperioden die Wahlen verlieren. Dies stelle zunehmend in der Parteienlandschaft in der Türkei ein Problem dar.

Nach einer Fragenrunde wurde Mittgaspause gemacht.

Nach der Pause wurde den Jugendlichen eine fiktive Verordnung vom Kultusministerium vorgestellt. Diese beinhaltete das Verbot, auf dem Schulhof oder im Unterricht an niedersächsischen Schulen türkisch dürfe nicht mehr türkisch gesprochen werden. Der deutsche Lehrerbund habe dies wiederholt gefordert und nach einem Anhörungsverfahren habe das Ministerium dies veranlasst.

Die Jugendlichen wurden in drei Gruppen zufällig eingeteilt. Eine Gruppe stellte die Argumente des Lehrerbundes dar, eine Gruppe stellte das Ministerium und eine Gruppe speilte einen türkischen Jugendverband, der sich gegen den Erlass wehren wollte.

Nach dem Workshop wurden jeweils ein Vertreter der Gruppen im Plenum gewählt und haben zu Verordnung diskutiert. Dabei durften auch einzelne in den jeweiligen Gruppen ihre Vertreter verbal unterstützen.

Im reflexiven Gespräch wurde deutlich, dass die Methode sich gut dafür eignet, um sich in andere Gruppen reinzudenken. Ein Jugendlicher erklärte, dass er hier verstanden habe, dass der Lehrer nicht unbedingt türkenfeindlich ist, aber seinen Unterricht nicht weiterverfolgen kann, wenn sich einige in einer fremden Sprache unterhalten. Anderen wurde deutlich, dass sie im Vorfeld, vor dem Erlass der Verordnung nicht das Ministerium kontaktiert haben, oder nicht im Anhörungsverfahren waren. Auch fehlen ihnen Methoden, wie sie sich gegen solche Verordnungen, die sie diskriminierend empfinden, wehren können. Die Methode diente zu Entwicklung von Streitkulturen und Empathiefähigkeit bei den Teilnehmerinnen.

Nach einer reflexiven Runde zu Gesamtveranstaltung wurde die Fachveranstaltung um 17.00 Uhr beendet.

Von 18.00 - 20.00 Uhr haben sich Ibrahim, Hakan, Zeynep und Kübra zu Nachbereitung des Projekts getroffen und die Veranstaltung bewertet und besprochen.

 

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