Demokratie in der Jugendarbeit – „Gemeinsam sind wir stark“ oder „Gesetz des Stärkeren“?!

Eine spannende, fast philosophische Frage mit Blick auf das Zusammenleben in unserer Gesellschaft, auf das Miteinander im Feld der Jugendarbeit und auch auf das Treffen von Entscheidungen in Jugendverbänden und -einrichtungen. Ein demokratisches Verständnis gibt auf diese Frage eine eindeutige Antwort in Richtung gemeinsamer, abgestimmter Entscheidungen, fordert gleichzeitig aber von jeder und jedem die Eigenverantwortung – z.B. im Zuge von Wahlen – für die Teilnahme am Diskurs und der Entscheidungsfindung sowie die Sensibilität fur vorhandene, ggf. auch leise und hintergründige Positionen und Meinungen ein.

Gerade in Zeiten von aufkommendem Populismus und einem erkennbaren politischen Rechtsruck in Europa setzt Generation3 hier mit dem Schwerpunktthema „Demokratie“ an, um u.a. eine jugendarbeiterische Antwort auf die Eingangsfrage zu finden. Politische Bildungsarbeit und ein Selbstverständnis als „Kinderstube der Demokratie“ sind diesbezuglich als Kernelemente jugendarbeiterischer Praxis gefragt, um sich als Handlungsfeld gegen ausgeprägtes Konkurrenzdenken, gesellschaftlichen Egoismus und Abschottungstendenzen zu stellen sowie junge Menschen für gesellschaftliche Vielfalt, soziales Engagement und die Mitverantwortung für konstruktiven Diskurs zu sensibiliseren und zu begeistern.

Kleingeistern Beine machen!

So lautet unsere Forderung im Rahmen dieses Schwerpunktthemas. Sie richtet sich vor allem an die niedersächsische Kinder- und Jugendarbeit sowie die in diesem Feld aktiven Personen. Es geht darum, sich für ein demokratisches Miteinander in der Gesellschaft stark zu machen, jungen Menschen in Angeboten und Einrichtungen Erfahrungs- und Erprobungsräume für diese Form des Miteinanders zur Verfügung zu stellen, sich argumentativ und handelnd gegen die engstirnigen, hetzenden und übergriffigen Stimmen in der Gesellschaft zu behaupten und diese sprichwörtlich aus dem Feld zu verjagen. Folgende Fragen können hierfür Orientierungspunkte sein:

  • „Wie sieht eine demokratische Jugendarbeit aus?

  • „Wie können junge Menschen in unseren Einrichtungen/Verbänden mehr demokratisches Miteinander (er-)leben?

  • „Gibt es Möglichkeiten, jungen Menschen Orientierung für ihre politische und gesellschaftliche Positionierung zu bieten?

  • „Nimmt Jugendarbeit die demokratischen Anliegen junger Menschen wahr und ernst?

  • „Wo bietet Jugendarbeit Angriffsflächen für Meinungsmache und Hetze?

Inhaltliche Impulse...

... für die Projektarbeit

Hier könnte die Entwicklung und Erprobung von themenbezogenen Methoden für den Einsatz in der Jugendarbeit Gegenstand eines Projekts zu Themenfeld Demokratie werden. Ihr könnt bspw. in Workshops zentrale Aspekte und Ansatzpunkte für eine jugendgerechte Vermittlung des Themas in den verschiedenen Angebotsformen der Jugendarbeit wie Gruppenstunden, Freizeiten und Kursen entwickeln. Ladet euch dazu externe Personen (z.B. aus der Kommunalpolitik) oder Referent-inn-en mit ein. Anschließend könnt ihr den entstandenen „Methodenkoffer“ so gestalten und veröffentlichen, dass auch andere Verbände und Aktive in der Jugendarbeit ihn nutzen können.

.. für die Juleica-Ausbildung

Grundlage für ein demokratisches Miteinander ist die Akzeptanz von Positionen und Meinungen von Einzelnen und Gruppen – sofern sich diese im Rahmen des Grundgesetzes und frei von gruppenbezogenen Feindlichkeiten bewegen.

Jugendleiter-innen stehen in der Ver- antwortung, die von ihnen betreuten und begleiteten Kinder und Jugendliche mit ihren Positionen wahrzunehmen sowie diesen Grundsatz der Akzeptanz im Alltag vorzuleben und zu vermitteln. In der Juleica-Ausbildung kann dies z.B. über Planspiele zur „Entscheidungsfindung in der Jugendgruppe“ oder die Reflexion von getroffenen Gruppenentscheidungen der Teilnehmenden an der Ausbildung erprobt werden. Auch ein Themenblock „Strukturen von Jugendpolitik“ bietet Anknüpfungspunkte dahingehend, dass hier politische Entscheidungsstrukturen und Einflussmöglichkeiten für junge Menschen deutlich werden.

...für die Gruppenstunde

Eure Jugendgruppe bietet einen tollen Erfahrungsraum für Demokratie. Hier könnt ihr bspw. in regelmäßigen Abständen eine-n Gruppensprecher-in wählen und über deren/dessen Aufgaben und Verantwortlichkeiten diskutieren. Und jeder Entscheidungsprozess für die Gruppe (z.B. über Ausflugsziele, Inhalte einzelner Stunden o.Ä.) lädt zur Erprobung der Demokratie ein. Die Kinder und Jugendlichen sammeln so Erfahrungswerte, wie Entscheidungen getroffen werden und erkennen, was es bedeutet, eine wirkungsvolle Stimme zu haben. Wichtig ist in diesem Kontext, die jungen Menschen ernst zu nehmen, Möglichkeiten und Rahmenbedingungen transparent zu machen und Diskussionen und Auseinandersetzungen – auch wenn diese mit Konflikten verbunden sind – zuzulassen. Sollte es zu Konflikten kommen, ist es wichtig, diese losgelöst vom Thema zu reflektieren.

Natürlich könnt ihr auch in gezielten Stunden zum politischen System oder zu aktuellen Themen in eurer Stadt, eurem Bundesland, Deutschland oder Europa mit euren Gruppenmitgliedern diskutieren – Intensität und Tiefgang sind dabei euch überlassen!

Beste Wirkung | Beste Vielfalt | Beste Experimente

Eure Ideen und euer Engagement sind das BESTE für die Jugendarbeit in Niedersachsen! Das Förderprogramm Generation³ unterstützt euch dabei. Hier könnt ihr Neues ausprobieren, euch qualifizieren, euch ehrenamtlich engagieren. Generation³ steht für mehr Beteiligung, Engagement und Vielfalt! Bei Fragen wende dich an info(at)generationhochdrei.de